Friday, March 24, 2017

"...aber ich vertraue auf Dich Herr" -- (Yvonne -- AT)

Ich möchte heute ein wenig Zeit mit Euch teilen, ein wenig berichten, von meiner Zeit vorm Tauernhof. Meine momentane Zeit ist aber geprägt von einem besonderen Stockeinsatz vor zwei Wochen, aber dazu später…

Ich möchte Euch erzählen, von meinem Arbeitsplatz, den ich vor dem Taunerhof hatte. Sie war anspruchsvoll, wurde gut bezahlt, genoss Privilegien, und das Vertrauen meiner Kollegen und der Chefs. Dadurch erhielt ich wohl immer mehr Verantwortung, was mir wohl rückblickend gesehen auch sehr schmeichelte, meine Arbeitsstunden wurden immer mehr, ich verließ das Büro nie mehr mit der Zuversicht, endlich alles abgearbeitet zu haben. Ging krank zur Arbeit, hatte kaum noch Ruhephasen. Dazu kam, dass mein Mann, der seit Jahren an einer Autoimmunkrankheit leidet, in dieser Zeit immer schwächer und schwächer wurde und seine starke Medikation Spuren hinterließ.

Kurz gesagt: ich übernahm zu Hause und in der Arbeit immer mehr Verantwortung, war selber körperlich ausgelaugt. All diese Umstände schlichen sich auch sehr langsam ein, über einen längeren Zeitraum, sodass ich es nicht so bemerkte. Ich redete mir ein, dass sich schon alles wieder beruhigen werde. Ich bat Gott aber immer wieder, mir zu zeigen, was ich ändern sollte. Es war dann ein ganz bestimmtes Ereignis am Arbeitsplatz, das mich bewog, unverzüglich zu kündigen. Und erst da bemerkte ich, dass es mir gar nicht so leicht fiel, mein gewohntes Umfeld nach 10 Jahren zu verlassen. Definierte ich mich über die Arbeit? Ich dachte immer, nein auf gar keinem Fall. Vertraue ich Gott in jeder Lage? Ich dachte ja! War ja auch bis dahin leicht zu sagen, wenn man gut abgesichert ist. Jetzt erst merkte ich, wie schwer es mir doch viel, loszulassen. Ich erkannte, dass mein Warten darauf, dass es endlich wieder besser werde, lediglich verschleierte, dass ich Angst hatte, den sicheren Bereich zu verlassen. Gott hatte mich zur Vernunft gebracht, die Arbeitsstelle laugte mich aus, es war Zeit zu gehen. Ich beschloss mal sicher für ein Jahr zu Hause zu bleiben, mich um meinen Mann intensiv zu kümmern, mich selbst körperlich zu erholen, unseren Kindern wieder gerecht zu werden und sie nicht mehr mit leeren Versprechungen abzuwimmeln. Ich wollte wieder eine Struktur und Ordnung in unsere Familie bringen. Und dafür wollte ich mir Zeit nehmen.

Nun kam es aber anders, Martin bot mir die Stelle der Buchhaltung am Tauernhof an. Ich war in einem Dilemma, ich wollte meinem Plan treu bleiben, wollte keine neue Verantwortung übernehmen. Dennoch, der Tauernhof lag mir immer schon am Herzen. Ich wollte die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass Gott mich hier vielleicht haben möchte. Ich wollte auf jeden Fall gehorchen. Ich fragte mich aber auch, ob es meine Angst wäre, keine neue Arbeitsstelle zu finden, oder falsche Eitelkeit, die mich drängte. Und konnte ich allem gerecht werden, in meiner momentanen Verfassung? So legte ich Gott ganz gezielt meine Zeit hin. Ich habe Gott meinen Zeitplan übergeben, weil er der EL OLAM ist – der ewige Gott. Im Griechischen steht für dieses Wort Äonen – bedeutet: Zeitdauer, Zeitraum, Lebenszeit, Ewigkeit. In Ps.31,15-16 steht: Aber ich vertraue auf Dich Herr, ich sage: Du bist mein Gott, meine Zeit liegt in deinen Händen.

Er war nun mein Timetable, meine To-Do-Liste. Ich versuchte nicht weit voraus zu denken, nahm jeden Tag für sich. Hatte Unterstützung von der Familie. Die Einschulung und Übergabe der Buchhaltung verlief gut, man hatte Geduld mit mir hier am Tauernhof, denn ich war oft länger nicht anwesend. Der Zustand meines Mannes hatte einen Tiefpunkt erreicht. Ich fragte mich oft, warum Gott mir denn diese Stelle hier nicht einfach später zukommen hätte lassen können, aber ich wollte vertrauen. Jetzt kann ich sagen, dass es ein Segen für mich war. Ich erfuhr hier Gebet und Zuspruch, ich bekam einen Bereich in meinem Leben, der mich für Zuhause stärkte und nicht zusätzlich auslaugte. Im nachhinein durfte ich staunen, wie Gott vieles gefügt hatte, zB wie Kontrolltermine meines Mannes gefallen war, wie wir Bewahrung auf langen Autofahrten erfuhren, wie Hilfe zur Stelle war, als wir sie brauchten, wie Termine mit dem Versicherungsträger verliefen.

Was hat dies alles nun mit meinem Stockeinsatz zu tun? Nun ja, die letzten Wochen waren wieder etwas turbulent für mich, einige Dinge liefen nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Unerledigte Dinge häuften sich. Es stellte sich bei mir wieder dieses Gefühl ein, so wie damals bei meiner alten Arbeitsstelle, nicht mit allem rechtzeitig fertig zu werden. Ich war wieder in meinem alten Trott. Nur mit dem Unterschied, dass ich es bemerkte, und es war nicht so intensiv wie damals. Ich merkte, es war wieder an der Zeit, Gott meine Zeit hinzulegen. Ihn wieder zu bitten, mein Terminplaner zu sein. Und dann kam es, mein Stockeinsatz auf der Reiteralm vor ca. zwei Wochen. Ich stürzte, bekam den Skistock auf mein rechtes Schlüsselbein, es war gebrochen. Es folgte eine OP und nun heißt es, 6 Wochen schonen und bedingter Einsatz meiner Rechten.

Bitte nicht falsch verstehen, ich denke nicht, dass Gott mir einen Sturz schickt, damit ich wieder zur Ruhe komme. In Jakobus 1,13 lesen wir: NIEMAND SAGE; WENN ER VERSUCHT WIRD: ICH WERDE VON GOTT VERSUCHT. DENN GOTT KANN NICHT VERSUCHT WERDEN ZUM BÖSEN; UND ER SELBST VERSUCHT AUCH NIEMAND. Aber ER kann aus meinem Fehler, meiner Unachtsamkeit etwas machen. Ja, ich kam zur Ruhe, wurde abgebremst. Aber ich erfuhr abermals seine Fürsorge, erfuhr Zuspruch und Ermutigung durch Glaubensgeschwister. Ich erlebte im Krankenhaus eine Dankbarkeit, sein Kind sein zu dürfen. In der kurzen Zeit seit meinem Sturz bin ich soviel ruhiger geworden. Ich hatte vor und nach der OP ein Ruhe und Frieden mit meinem Zustand. In der Nacht nach der OP lag ich im Bett und konnte nicht einschlafen, ich lag einfach da, im Dunkeln, hatte Zeit und dachte an Mose und Josua, und daran, wie Jesus das alte Testament erfüllt hat. Ich dachte an die Größe Gottes und an die Schönheit der Schrift, an die Dinge, die Jesus getan hat, wie er redete und mit seinen Jüngern in der letzten Woche vor Ostern lebte. Dann musste ich an Ps.1, 2-3 denken: Wohl dem, der seine Lust hat am Gesetz des Herren und darüber nachsinnt Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, gepflanzt am Wasser. Ich musste schmunzeln. Ich hatte gerade so eine Freude daran. All die Dinge, die mich Tage davor beschäftigt haben – sie sind immer noch da, teils immer noch unerledigt – aber meine Gedanken dazu haben sich geändert. Ich bin ruhiger geworden, möchte auf Gott vertrauen, dass sich alles wieder zur rechten Zeit erledigen wird. Ich hab mir selber einen Druck auferlegt – nun muss oder darf ich es auf die leichte Schulter nehmen, weil Gott das Schwere trägt. Auch andere Aspekte sind durch meinen Stillstand betroffen. Ich konnte feststellen, dass mein Mann durch meine Unfähigkeit wieder ein Stück zurückgewonnen hat, in seiner Position als Familienoberhaupt und Vater. Durch meinen Ausfall konnte er wieder Platz gewinnen und vielleicht ist es nun auch an der Zeit dafür, da es ihm auch langsam immer etwas besser geht.

Ich habe mich in den letzten Jahren oft gefragt, warum man gerade in Zeiten, in denen es einem schlecht geht, Jesus und seine Liebe zu uns so intensiv erfährt. Die Worte einer Freundin wiederholten sich in meinem Gedächtnis immer wieder, nie hätte sie je eine so intensive Zeit mit Jesus erlebt, als damals selbst im Krankenhaus war und eine schwere Untersuchung vor sich hatte. Ich dachte mir, es kann doch nicht sein, dass Gott uns Menschen so gedacht hat, ihm näher zu kommen, wenn es uns schlecht geht. Er ist doch für das Leben, für die Liebe. Natürlich lässt er sich auch in den Höhen und im Schönen erkennen, wir sind dankbar für die Schönheit und für all die glücklichen Momente, die er uns schenkt. Ich denke, es ist leider auch so, dass wir nur eben diese nicht so lange in Erinnerung halten. Die tiefen Momente in unserem Leben brennen sich etwas länger in unser Gedächtnis. Aber in diesen Tagen im Krankenhaus fiel es mir zum erstem Mal auf: Nicht WEIL ich mit Schmerzen im Bett lag, Angst vor der OP hatte, habe ich Jesus erfahren dürfen, sondern TROTZ diesen Umständen hindurch lies ER mich seine Nähe und Fürsorge wissen. Nicht weil es mir nicht gut ging, suchte ich intensiver seine Nähe, sondern ER meine, weil ER es versprochen hat. Wir dürfen so den Glauben an ihn testen, weil wir erkennen werden, dass er hält, dass Jesus hält! In Jes.57,15 steht: Ich, der Hohe und Erhabene, der ewige und heilige Gott, wohne in der Höhe, im Heiligtum. Doch ich wohne auch bei denen, die traurig und bedrückt sind. Ich gebe ihnen neuen Mut und erfülle sie wieder mit Hoffnung.

Ich möchte Euch auch ermutigen, Euch Erinnerungssteine zu setzen, so wie Josua und das Volk, als sie über den Jordan zogen. Gott verordnete immer wieder Erinnerungsmarker: den Regenbogen, das Passahfest, der Sabbath als Zeichen für den Bund am Sinai, und natürlich das Abendmahl – zum Gedächtnis. Und warum? Weil Gott weiß, dass der Mensch nun mal sehr vergesslich ist. Behaltet Euch Eure Momente mit Gott im Gedächtnis, teilt sie miteinander, wie in Ps. 73, 28 steht: ICH WILL ALL DEINE WOHLTATEN VERKÜNDIGEN. Auch wusste ich, dass ich meine Eindrücke der letzten Tage gleich mal festhalten musste, man ist dann wieder schnell drinnen, im Alltag. Und bei mir ist es dann so, meine Gefühle dazu ändern sich so schnell, plötzlich ist alles ja gar nicht mehr so dramatisch gewesen, und auch die schönen Momente haben sich schon wieder ein wenig relativiert. Also, für mich gilt, nicht allzuviel Zeit vergehen zu lassen, um sich einen „Gedenkstein“ zu setzen und mit anderen teilen, so wie mit Euch heute.

Ich möchte noch einen Text aus Prediger anfügen, da dieser Abschnitt für mich soviel der letzten Jahre zusammenfasst:


Prediger 3, 10-14: Ich habe das mühselige Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich abplagen. Er hat alles vortrefflich gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt – nur dass der Mensch das Werk, das Gott getan hat, nicht von Anfang bis zu Ende ergründen kann. Ich habe erkannt, dass es nichts Besseres unter ihnen gibt, als sich zu freuen und Gutes zu genießen in seinem Leben; doch wenn irgendein Mensch isst und trinkt und Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist das auch ein Gabe Gottes. Ich habe erkannt, dass alles, was Gott tut, für ewig ist, man kann nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; und Gott hat es so gemacht, damit man ihn fürchte. 

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